Schachfreunde Essen-Werden 1924/80 e.V.

1. Mannschaft verliert in Aachen“Mit einem Springer auf f8 wirst du nicht matt“

Markus Kauch schickt uns seinen wie immer sehr spannenden und auch lehrreichen Bericht:

Am heutigen Sonntag waren wir beim ehemaligen Bundesligaverein DJK Aachen zu Gast. Die Aachener waren vor der Saison aufgrund ihres beeindruckenden Kaders der Aufstiegsfavorit, haben aber schon zwei Kämpfe verloren. Dass sie heute ambitioniert sein würden, konnten wir bereits anhand der Mannschaftsaufstellung erkennen. 4 Titelträger, kein Spieler unter 2000 Elo, da kam was auf uns zu.

Der Beginn war dennoch für uns vielversprechend. Nach einem Kurzremis von Markus Kauch hatte sich die Dame von Gergely Manns Gegner einen vergifteten Bauern einverleibt, was Gergely schnell in einen Sieg ummünzen konnte. Das unorthodoxe Eröffnungsspiel seines holländischen Gegners nutzte Aleksej Litwak zu einem soliden Vorteil. Sein Gegner war in der Folge gezwungen, sehr risikoreich zu spielen, was Aleksej souverän parierte und bald den 2. Sieg für uns einfuhr. 2,5 zu 0,5 für uns!

Beim Betrachten der weiteren Partien zogen aber mehr und mehr Gewitterwolken für uns auf. An keinem Brett war ein klarer Vorteil für uns erkennbar, eher im Gegenteil. Stefan Hütte hatte eine Batterie von Schwerfiguren auf der h-Linie in Stellung gebracht. Der Gegner hielt seine geschwächte Königsstellung mit einem Springer auf f8 zusammen (der geniale Bent Larsen sagte einmal: „mit einem Springer auf f8 wirst Du nie matt gesetzt“) und konnte mit seinen Türmen über die e-Linie seinerseits in die Stellung eindringen. Nach einem Qualitätsopfer konnten Dame und Turm Stefans König zur Strecke bringen.

Markus Roth traf mit Schwarz in der selten gespielten O’Kelly Variante der Sizilianischen Verteidigung auf einen gut präparierten Gegner. Es gelang Markus nicht, den starken Freibauern des Gegners auf der d-Linie dauerhaft gut zu blockieren. Markus‘ Kräfte waren mehr und mehr gebunden, was der stark spielende junge FM bald zum Sieg verwertete. Yaroslav Bilenko hatte es an Brett 3 mit einem erfahrenen Internationalen Meister zu tun. Nach einem positionellen Kampf in der Eröffnung konnte sein Gegner im Mittelspiel Vorteile erspielen. Er hatte einen Bauern mehr und einen starken Läufer gegen einen in der offenen Stellung schwächeren Springer. Nach einigen Transformationen ergab sich ein Turmendspiel mit zwei Mehrbauern für den IM, was dieser mit aller Routine verwertete.

Nun ruhten die Hoffnungen auf Jens Rehfeldt und Jürgen Kaufeld. Jens hatte an Brett 8 in typischer Manier auf Kosten zweier Bauern einen starken Angriff entfacht. Der Elo-starke Gegner konnte sich mit Müh und Not seiner Haut erwehren und rettete sich in ein optisch ausgeglichenes Endspiel. Dort allerdings trumpfte er dann auf und war sichtlich in seinem Element. Nach und nach aktivierte er seine Figuren und überspielte Jens systematisch. Somit war der Kampf für uns bereits verloren, da das gegnerische Team die 4,5 Punkte erreicht hatte.

Das Beste kommt oft zum Schluss, sagt man ja … so auch diesmal. Die hochklassige Partie am Spitzenbrett zwischen unserer Nummer 1, FM Jürgen Kaufeld und dem türkischen IM Cemil Gulbas, zog die Beobachter in ihren Bann. Gulbas hatte im Mittelspiel eine Qualität für 2 Bauern geopfert. Jürgen schaffte es aber mit gekonnten Manövern seiner Schwerfiguren immer wieder Drohungen aufzustellen. Es ging hin und her und durch ein Eindringen auf die 8. Reihe schien Jürgen die Oberhand behalten zu können. Sein findiger Gegner blieb jedoch cool und stellte immer wieder Gegendrohungen auf, die schließlich in ein Dauerschach mündeten. Vermutlich hatte diese tolle Partie auch keinen Verlierer verdient.

Der Frust über die Niederlage währte nur kurz. Wir schauen nach vorne und gehen voll motiviert in das „Endspiel“ gegen unseren direkten Verfolger OSC Rheinhausen in der nächsten Runde.