von Uwe Claussen
Am Sonntag ging es zum Spitzenkampf der Verbandsklasse nach Bochum. Leider musste unsere Mannschaft gleich auf mehrere Stammspieler verzichten. Glücklicherweise meldete sich Samstag Christian (wohl noch nicht wieder ganz fit) wieder bei der Truppe. Das bedeutete, wir brauchten „nur“ drei Ersatzspieler. Glück im Unglück, durch den kampflosen Sieg der 1. Jugendmannschaft konnten wir neben Stefan Blank auch zwei starke Jugendliche als Ersatz gewinnen. Bochum Linden hingegen hatte solche Sorgen nicht und trat mit ihren acht Stammspielern an. Und so waren sie auch mit im Schnitt 66 DWZ Punkten mehr klarer Favorit an diesem Nachmittag. Aber Caissa hatte einen ganz anderen Plan und so stand uns ein langer spannender Kampf bevor.
Zunächst lief es gut für uns. Bereits nach für Schachspieler kurzer Zeit, also nach zwei Stunden, konnte uns Clara am 7. Brett in Führung bringen. Gut aus der Eröffnung gekommen, ließ sie ihrem überraschten Gegner keine Chance. Kurz darauf bekam Markus am 1. Brett ein Remis-Gebot. Eine typische Stellung im Scheveninger Damengambit, die wohl in etwa gleiche Chancen bieten sollte. Zu diesem Zeitpunkt sah alles ganz ordentlich für uns aus. Lian stand vorteilhaft. Raumvorteil und der Gegner musste sich gleich um zwei schwache Bauern am Damenflügel kümmern. Klaus hatte mit Weiß einen Bauern erobert und konnte seinen Läufer auf d6 „einmauern“. Die anderen vier Bretter standen ungefähr gleich. Folgerichtig willigte Marcus gegen den ca. 150 DWZ Punkte stärkeren Gegner ein.
Nach diesem erfreulichen Zwischenstand geschah erstmal ergebnistechnisch lange Zeit nichts. Allerdings entwickelten sich die Partien nicht so richtig in unserem Sinne. Am 2. Brett konnte ich dem Gegner zwar eine Bauernschwäche am Damenflügel und einen schwachen schwarzfeldrigen Läufer verschaffen. Aber die vorrückenden Bauern im Zentrum und der andere Läufer auf der Diagonale b1–h7 bereiteten mir echte Sorgen. Benjamin am 3. Brett hatte zunächst Druck in der c-Linie aufbauen können. Aber nach und nach gelang es dem Gegner den Druck auf die d-Linie zu verschieben und Benjamins Springer gingen die Felder aus. Ich machte mir große Sorgen.
Dahinter sah es bei Christian auch nicht besser aus. Er konnte zwar die gegnerische Dame erobern, aber der Preis dafür war sehr hoch. Zwei Figuren und ein Turm und die gegnerischen Figuren standen auch überwiegend recht zentral. Keine schöne Stellung. Auf der anderen Seite hatte Klaus noch immer seinen Mehrbauern und den bärenstarken Läufer, aber irgendwas stimmte nicht beim Figurenzählen. Klaus war eine Qualität abhandengekommen. Auch nicht besser sah es bei Stefan aus. Zunächst konnte Stefan in ein Endspiel mit entfernten Freibauern abwickeln. Aber es gelang dem Gegner irgendwie, den Freibauern zu erobern und so hatte Stefan ein schweres Turm/Läufer-Endspiel mit einem Wenigerbauern vor sich.
Einziger Lichtblick war Lian, der am 8. Brett seinem Gegner mittlerweile einer der schwachen Damenflügelbauern abnehmen konnte. Langsam aber sicher näherte sich die schwarze Damenbauernfront der gegnerischen Grundlinie. Hier lag ein Sieg in der Luft. Alles in allem sah es gar nicht gut aus. Dann erwischte es Stefan. Der Druck der gegnerischen Figuren wurde so stark, dass er weiteres Material verlor und die Waffen strecken musste. Ausgleich. Dann ein erster Lichtblick. Trotz starkem gegnerischen Druck konnte Benjamin seinem Gegner ein Remis abluchsen. 2 – 2. Und auch an meinem Brett tat sich Entscheidendes. Es war mir zwar gelungen, die Schwerfiguren zu tauschen und auch die Diagonale b1-h7 geschlossen zu halten, aber rings um meinen König war es so luftig geworden, dass ich ein Dauerschach nicht verhindern konnte. Alles in allem konnte ich aber nach einer schweren Kampfpartie mit dem Unentschieden gut leben. 2,5 – 2,5.
Ich war noch mit meinem Gegner in der Analyse, da kam Lian herein und berichtete Erfreuliches. 3,5 – 2,5. Erneute Führung. Nun spielten nur noch Christian und Klaus. Unter der Hergabe von weiterem Material konnte Christian sich ein wenig befreien und etwas Druck gegen den gegnerischen König aufbauen. Etwas Hoffnung kam auf. Aber schlussendlich waren es einfach zu viele gegnerische Figuren, so dass sie beides konnten, den eigenen König erfolgreich verteidigen und Christians König einzingeln. Der verlassene König hatte keine Chance und musste sich ergeben. 3,5 – 3,5.
Nun lag alles bei Klaus. Die Stellung: Klaus Turm, Läufer und 6 Bauern, der Gegner 2 Türme und 5 Bauern. Durch den starken weißen Freibauern und dem aktiv stehenden Läufer dachte ich, es würde wohl eine Punkteteilung geben. Aber anscheinend wollte Schwarz mehr und entfernte sich mit dem König etwas vom Damenflügel, so dass Klaus einen Bauerndurchbruch an diesem Flügel starten konnte. Anstatt nun das Material zu tauschen, entschied sich der Gegner, ebenfalls einen Freibauern auf der a-Linie zu bilden, übersah aber anscheinend die Deckung des Feldes a3 durch den Läufer auf d6. Da aber im Gegenzug die weißen Freibauern nun nicht mehr aufzuhalten waren, musste er aufgeben. Ein knapper Sieg bei einem Duell auf Augenhöhe mit dem glücklicheren Ende für uns. Da die meisten Paarungen dieser Runde unentschieden endeten, bedeutet dies auch die alleinige Tabellenführung für unsere 2 Mannschaft.