von Piotr Alexander Arp

Als Tabellenführer trat Werden gegen Borbeck an, als Tabellenführer wollte Werden aus dieser Begegnung hervorgehen und als Tabellenführer zementierte Werden seinen Platz an der Sonne mit einem eindrucksvollen 6:2.
Aus der Eröffnung erarbeitete sich Klaus Biermann mit chirurgischer Präzision einen großen Raumvorteil und hätte er in ruhiger Art und Weise fortgesetzt, so hätte sein Gegner noch lange leiden müssen um vielleicht noch ein Remis rauszuholen. Doch Klaus Biermann wollte mehr. Ein spekulatives Figurenopfer später drohte die Partie auf einmal in Richtung des Gegners zu kippen, der nur noch einen letzten präzisen Verteidigungszug finden musste. Dies ist nicht passiert. Stattdessen vertat er sich in der Zugreihenfolge und Klaus Biermann gelang der gewinnende Durchbruch. Als sogar noch die schwarze Dame zur Verhinderung des Matts hätte hergeben werden müssen akzeptierte der Gegner die Hoffnungslosigkeit der Stellung. Er sah sich zur Aufgabe gezwungen und es stand 1:0 für Werden.
Obwohl Tobias Burys Gegner den Läufer fianchettierte, entschloss er sich trotzdem dazu den schwarzfeldrigen Läufer für einen Springer abzutauschen und somit schwerwiegende schwarze Felderschwächen um den König herum zu hinterlassen. Eine Entscheidung die er später noch bitter bereuen sollte. Tobias Burys schwarzfeldriger Läufer biss sich mithilfe eines Bauerns auf e5 auf f6 fest und kurz darauf war es wieder einmal ein Figurenopfer (diesmal mit dem Segen der Engine), welches Werden zum zweiten Sieg verhalf. Als Tobias Bury den Turm für den Springer seines Gegners opferte, war auch der letzte aktive Verteidiger der schwarzen Felder beseitigt. Keine Figur konnte sich mehr dem tödlichen Marsch der schwarzen Dame nach g7 über h6 entgegenstellen und es stand 2:0 für Werden.
Das Muster einer schon in der Eröffnung etablierten Dominanz auf dem Brett setzte sich auch bei Martin Mohnkes Partie fort. Er gewann früh einen Bauern und übte fortgehend massivst Druck aus, sodass seine Figuren schlussendlich den hilflosen feindlichen König gnadenlos umzingelten. Das Matt war reine Formsache und mit der Erhöhung auf 3:0 war der Mannschaftssieg greifbar nahe.
Doch nach Marcus ter Steegs Partie wurde Werden das erste Mal etwas entschleunigt. Im Gegensatz zu seinen Mannschaftskollegen schätzte Marcus‘ Gegner eine gesunde Stellung aus der Eröffnung heraus und als Marcus einen Läufer opferte um den König seines Gegners von seiner Verteidigung zu entbehren, betraten beide Spieler ein Minenfeld. Mit korrektem Spiel endet die Partie tatsächlich in einem komplizierten Dauerschach, doch der margin of error war für beide Seiten klein. Schließlich einigten sie sich auf Remis und sparten sich die Kalkulationsodyssee, sodass es 3,5:0,5 stand. Matchball für Werden.
Aus dem Colle heraus war es Christian Diesing, der in einer Stellung mit entgegengesetzter Rochade als erster die Verteidigung des gegnerischen Königs durchbrach. In einem komplizierten Mittelspiel hätte der Gegner einmal durch eine Springergabel eine Qualität gewinnen und in ein besseres Endspiel abwickeln können, doch nachdem er diese letzte Chance verstreichen ließ riss Christian Diesing die Kontrolle an sich und ließ sie sich nicht mehr nehmen. Das Endspiel mit jeweils zwei Türmen und zwei Bauern soll angeblich noch mit enginehafter Präzsion gerade so haltbar sein, doch einen menschlichen Fehler später schnappte sich Christian Diesing einen dritten Bauern und sein Sieg und damit auch der Mannschaftssieg waren besiegelt.
Nachdem Piotr Arp im geschlossenen Sizilianer mit Schwarz früh den Kampf um das Zentrum gewann, erhöhte er sukzessive den Druck auf Weiß und die Stellung wurde zunehmend unangenehmer zu spielen. Nach einem ungenauen Damenabtausch drohte Weiß aber sich zu befreien. Schwarz hatte immer noch die bessere Figurenaktivität und Raumvorteil, doch das bisher so stabile Zentrum könnte mit den richtigen Bauernvorstößen zu wackeln beginnen. Stattdessen stellte der Gegner einzügig eine Gabel ein und mit der Mehrqualität konnte Schwarz das Mittelspiel in ein gewonnenes Endspiel transformieren. Angesichts Piotr Arps Zeitnot versuchte sein Gegner noch durch schnelles Ziehen einen Fehler zu provozieren, doch als dann auch noch ein unaufhaltsamer Freibauer erschien und das rettende Ufer des Zeitzuschlags im 40. Zug mit noch größerem Vorteil als zuvor erreicht werden konnte gab er auf und es stand 5,5:0,5 für Werden.
Im Abtausch-Caro-Kann gelang Benjamin Zaschke mit Schwarz der Ausgleich, doch realistisch hatte nur sein Gegner mit dem Läufer anstatt des Springers und den aktiveren Türmen im Endspiel Chancen auf einen Sieg. Schließlich gewann sein Gegner im Turmendspiel einen Bauern und als Benjamin Zaschke den c3-Freibauern des Gegners mit seinem Turm angriff, blieben seinem Gegner zwei Möglichkeiten: Entweder Ta4a3 oder c4. Der eine Zug verliert jeglichen Vorteil, während der andere die Chancen auf den Sieg wahrt. Gespielt wurde Ta4a3 und jeglicher Vorteil löste sich in Rauch auf. Von da an hielt Benjamin Zaschke das Remis problemlos und als es klar wurde, dass der letzte verbliebene Bauer auf a7 sein Feld niemals verlassen wird einigten sich beide Spieler auf Remis und es stand 6:1.
Den Abschluss des Mannschaftskampfes bildete ein wildes Auf und Ab zwischen Uwe Claussen und seinem Gegner. Nachdem Uwe Claussen sich zunächst einen Vorteil aus der Eröffnung erkämpfte, schlug sein Gegner im Damenflügel zurück. Den schwarzen Durchbruch am Damenflügel ignorierte Uwe Claussen aber gelassen und stellte stattdessen Fragen bezüglich der Sicherheit des schwarzen Königs. Die Engine sah dann wie so oft kein Leben mehr in der Stellung und gab ihre Lieblingsevaluation 0.0 ab, vorausgesetzt beide Spieler finden eine Reihe von einzigen Zügen. Wie so oft sieht die Realität aber anders aus. In einem taktischen Showdown konnte Uwe Claussen zunächst die gegnerische Dame für Turm+Läufer gewinnen, doch dann übersah er tragischerweise ein folgenschweres Schach seines Gegners gefolgt von einer eine Qualität gewinnenden Springergabel und Uwe Claussens einst so vielversprechend scheinender Angriff fiel in sich zusammen. Borbeck gelang es doch noch einen Punkt zu entführen und der Endstand lautet schlussendlich 6:2.
Nach drei Spieltagen liegt Werden mit 3 aus 3 an Platz 1 in der Verbandsklasse, doch am nächsten Spieltag gegen den Dritten Linden-Dahlhausen gilt es die Tabellenführung ein weiteres Mal (idealerweise in einer ähnlich deutlichen Art und Weise) zu verteidigen.